Die verborgene Welt by Sarif Shamim

Die verborgene Welt by Sarif Shamim

Autor:Sarif, Shamim [Sarif, Shamim]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783944576244
Herausgeber: K+S digital
veröffentlicht: 2015-08-23T00:00:00+00:00


KAPITEL 12

»Du hast uns auf eine falsche Fährte gelockt«, sagte Officer De Witt. Wie er so dastand, hatte seine Haltung etwas Unabänderliches – die Beine gespreizt, die Füße fest verankert, die Arme verschränkt, und er achtete darauf, jedes einzelne seiner Worte sorgfältig zu artikulieren. Farah schluckte schwer. Wie ihr Mann gleich nach der Hochzeit herausgefunden hatte, war diese Frau in der Lage, auf die schlechte Laune eines anderen mit zehnmal schlechterer Laune zu reagieren, aber sie begriff instinktiv, dass sie in dem Officer nun ihren Meister gefunden hatte. Er war groß und blond und gutaussehend – so hatte sie zumindest gedacht –, aber im Augenblick ließen sein Ton und seine Miene jede Spur von Freundlichkeit oder Charme vermissen.

Farah wandte sich ab.

»Was hat sie Ihnen erzählt?«, fragte sie.

»Die Wahrheit«, erwiderte er ironisch. »Ich glaube ihr mehr als dir. Sie mag eine Landpomeranze sein, die lebt, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, aber solch ein Mensch weiß noch nicht einmal, wie man lügt. Sie hat mir erzählt, dass das Miststück hier ist. Dass sie die ganze Zeit über hier war.«

»Sie hat Ihnen das erzählt?«

»Ja.«

Farah staunte über Miriam. Sie hätte, da es um Rehmat ging, mehr Loyalität von ihr erwartet, so wie sie gestrickt war. Ihre Überraschung verflüchtigte sich jedoch augenblicklich angesichts des drängenden Problems, mit dem sie sich nun konfrontiert sah. Sie hatte keine Ahnung, wo Rehmat in diesem Augenblick steckte, und jetzt hatte sie ausgerechnet mit den Menschen Ärger, denen sie hatte helfen wollen. Sie erwog ihre Möglichkeiten und beschloss – wie es ihrem Charakter entsprach –, dass Angriff vermutlich die beste Verteidigung war.

»Sie war hier«, sagte sie und wandte sich den beiden Männern herausfordernd zu. »Na, und? Was haben Sie erwartet? Dass ich Ihnen das bei Ihrem ersten Besuch rundheraus sage?«

»Genau das hättest du tun sollen«, entgegnete De Witt. »Du hast uns schließlich angerufen – schon vergessen?«

»Im Beisein meines Mannes? Er stand direkt neben mir. Er hätte mich umgebracht. Wie hätte ich es Ihnen sagen können, wenn sie mich gehört hätte? Sie, die sich oben versteckt hielt. Es ist Ihre Schuld – Sie hätten gründlicher suchen müssen. Was ist das für eine Polizei, die nicht mal ein Haus durchsuchen kann?«

Im nächsten Augenblick nahm sie nichts mehr wahr außer den glühenden Schmerz, als er ihren Arm ergriff und verdrehte. De Witt funkelte sie an, bis sie den Blick senkte.

»Wo ist sie jetzt?«

»Ich weiß es nicht. Ich bin den ganzen Nachmittag einkaufen gewesen.« Sie wies auf die Tüten, aus denen sich die Lebensmittel über den Boden ergossen hatten. »Als ich zurückkam, war sie nicht da.«

»Und wenn die Landpomeranze sie gewarnt hat, wird sie auch nicht mehr herkommen.« De Witt ließ ihren Arm los und stieß sie von sich. Er blickte seinen Partner an.

»Sieh oben nach!«

Amina Harjan hielt sich in dem kleinen, schlicht möblierten Zimmer auf, das sich hinter dem Café befand. Sie lag auf dem Bett, mitten in dem orangefarbenen Glühen der untergehenden Sonne und schlief. Sie hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nachmittags, wenn im Café nicht viel los



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